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«Es geht dabei auchum den guten Ruf der Schweiz»

Ex-Botschafter Thomas Borer steht inmitten einer erbitterten Fehde zwischen einem kasachischen Ex-Minister im Genfer Exil und dem Staat Kasachstan. Viktor Krapunow und Nursultan Nasarbajew waren lange Zeit politische Weggefährten, ganz oben in der kasachischen Machtelite. Seit ein paar Jahren sind sie sich aber spinnefeind. Nasarbajew ist seit bald 25 Jahren Staatspräsident von Kasachstan, das er […]
22 Januar 2015

Ex-Botschafter Thomas Borer steht inmitten einer erbitterten Fehde zwischen einem kasachischen Ex-Minister im Genfer Exil und dem Staat Kasachstan.

Viktor Krapunow und Nursultan Nasarbajew waren lange Zeit politische Weggefährten, ganz oben in der kasachischen Machtelite. Seit ein paar Jahren sind sie sich aber spinnefeind. Nasarbajew ist seit bald 25 Jahren Staatspräsident von Kasachstan, das er als Autokrat mit eiserner Hand führt. Krapunow war Minister für die Strom- und Kohleindustrie, Bürgermeister von Almaty, der grössten Stadt Kasachstans, und Gouverneur von Ostkasachstan – ehe er sich 2007 in die Schweiz absetzte. Der 66-jährige Krapunow, seit 2012 auf der Fahndungsliste von Interpol, lebt in Genf. Er hat ein Asylgesuch gestellt und inszeniert sich als politisch Verfolgter.

Kasachstan wirft Krapunow schwere Delikte vor: organisierte Kriminalität, Geldwäscherei, Betrug, Veruntreuung, Amtsmissbrauch und Bestechung. Nach einem Rechtshilfegesuch aus Kasachstan führt die Genfer Staatsanwaltschaft seit über zwei Jahren ein Strafverfahren gegen Krapunow und seine Frau Leila Krapunowa.

«Plumpe Propaganda»

In der Fehde mit dem Ex-Minister im Genfer Exil setzen die kasachischen Behörden auf den Lobbyisten und früheren Schweizer Botschafter Thomas Borer. Die «Neue Zürcher Zeitung» hat nun in Details geschildert, wie Borer versucht, Schweizer Justizbehörden, Politiker und Medien im Sinne Kasachstans zu beeinflussen. Dabei stützt sich die NZZ auf einen «umfangreichen Datensatz», der kürzlich auf einer kasachischen Website veröffentlicht worden sein soll. In den Zehntausenden E-Mails gehe es grösstenteils um innerkasachische Angelegenheiten, es fänden sich aber auch Dutzende Nachrichten, die Borers Lobbying in der Schweiz betreffen. Die Website ist zwar noch online, die E-Mail-Korrespondenz ist jedoch verschwunden.

Der frühere Schweizer Botschafter zeigt sich «erstaunt» über den Bericht der NZZ, «die auf plumpe Propaganda hereingefallen ist». Borer kritisiert, dass ganz normale Lobbyarbeit, wie sie in der Schweiz jeden Tag stattfinde, als hochbedenklich hingestellt werde. «Wenn man meine Rolle als Lobbyist hinterfragt, müsste man auch die Rolle des Genfer FDP-Nationalrats Christian Lüscher hinterfragen, der als Lobbyist von Krapunow sogar im Nationalrat sitzt», sagt Borer im Gespräch mit Tagesanzeiger.ch/Newsnet.

Fragen zum Vermögen der Krapunows

Seine anwaltschaftliche Tätigkeit für Kasachstan sei ohnehin nur ein Nebenschauplatz im Fall Krapunow. Entscheidend sei, dass «die Familie Krapunow ihr Vermögen wahrscheinlich auf unrechtmässige Weise erworben hat». Laut Borer steht eine Frage im Vordergrund: «Wie ist es möglich, dass ein Bürgermeister innert kürzester Zeit zu grossem Reichtum kommt?» Das Wirtschaftsmagazin «Bilanz» schätzte einst das Vermögen der Familie Krapunow auf 300 bis 400 Millionen Franken. Dies sei völlig übertrieben, sagte Krapunow vor zwei Jahren in einem Interview mit Tagesanzeiger.ch/Newsnet, ohne aber einen Betrag zu nennen. «Uns geht es gut, aber wir sind nicht sehr reich», meinte der Ex-Politiker aus Kasachstan weiter. Das Vermögen der Familie stamme in erster Linie von seiner Frau, die in Kasachstan eine erfolgreiche Unternehmerin gewesen sei.

Nach Ansicht der kasachischen Behörden ist der Reichtum der Krapunows das Ergebnis verbrecherischer Aktivitäten. Krapunow steht im Verdacht, zwischen 1997 und 2004 sein Amt als Bürgermeister der Stadt Almaty missbraucht zu haben, sodass sich seine heute 56-jährige Gattin Leila bereichern konnte. Gemäss einem kasachischen Rechtshilfegesuch aus dem Jahr 2012 soll sich das Ehepaar Krapunow über 70 Grundstücke und Gebäude unrechtmässig angeeignet und mit dem Verkauf dieser Immobilien einen Profit von über 250 Millionen Dollar erzielt haben. Die Familie Krapunow sieht sich als Opfer eines Rachefeldzugs des Nasarbajew-Clans.

Monatshonorare von 30’000 Dollar?

Nach Ansicht von Borer ist sein Einsatz für einen autoritären Staat wie Kasachstan aus ethischer Sicht nicht verwerflich, auch nicht in seiner Stellung als früherer Botschafter der Schweiz. Es sei falsch, den rechtmässigen Aktivitäten der kasachischen Justiz jegliche Legitimität abzusprechen. Zudem dürfe nicht vergessen werden, dass das Vermögen der Familie Krapunow auf Kosten des kasachischen Volkes erworben worden sei. Kasachstan befinde sich auf gutem Weg zu einem modernen Staat. «Es geht aber nicht nur um die Interessen von Kasachstan, sondern auch um den Ruf der Schweiz», sagt Borer. Die Schweiz dürfe nicht länger ein Hort für Kriminelle aus aller Welt sein.

Borer, der gemäss NZZ Monatshonorare von 30’000 Dollar erhält, soll den kasachischen Behörden unter anderem Insiderinformationen aus der Schweizer Bundesanwaltschaft in Aussicht gestellt haben. In seiner anwaltschaftlichen Tätigkeit habe er zwar mit den Justizbehörden zu tun gehabt, sagt Borer, weil er den kasachischen Behörden bei ihren Rechtshilfeersuchen behilflich gewesen sei. Seine Kontakte mit den Behörden hätten sich immer im normalen und legalen Rahmen bewegt.

Spionagevorwürfe von Krapunow

Kasachstan und Krapunow liefern sich seit nunmehr fünf Jahren einen kostspieligen Streit, in dem sich zahlreiche Anwälte von renommierten Kanzleien sowie verschiedene Berater und Spin-Doktoren bekämpfen. Gelegentlich kommen auch unzimperliche und illegale Methoden zum Einsatz, wenn die Aussagen von Beteiligten stimmen. Gemäss eigenen Angaben fühlt sich die Familie Krapunow durch den kasachischen Geheimdienst bedroht und verfolgt.

Bei der Bundesanwaltschaft ist seit dem vergangenen Jahr ein Strafverfahren wegen ausländischer Computerspionage hängig. Der Grund dafür waren Strafanzeigen von Krapunow sowie einem seiner Anwälte und seinem Kommunikationsberater Marc Comina. «Ich bin gehackt worden», sagt der frühere Bundeshausjournalist, der sich seit ein paar Jahren um die Öffentlichkeitsarbeit von Krapunow kümmert.

Original-Publikation im PDF-Format

Quelle: TagesAnzeiger.ch

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